Griechische Sommerbilder

 

 

Vor einem halben Jahrtausend waren es die

 

T ü r k e n

 

welche in Griechenland einfielen. Nachdem die Türken  im Jahre 1453 Byzanz eingenommen hatten, kostete es sie  kaum Aufwand, die damals in Griechenland ansässigen Venezianer und  Nachkommen von Kreuzrittern  zu vertreiben. Die griechische Bevölkerung war nicht in der Lage, Widerstand zu leisten.

 

Die nun folgende Türkenzeit  gestaltete sich für die Griechen zur härtesten Bedrückung, welche sie im Laufe ihrer langen Geschichte durchleben mußten. Unfähig, den eroberten Gebieten ein neues Gesicht zu geben, beuteten die neuen Machthaber das Land lediglich für ihre Zwecke aus und verursachten, wohin sie kamen, Erbitterung und Öde. Unzählige Griechen versanken in Armut. Diejenigen, welche die Härten der Besatzer nicht ertrugen, zogen sich als Besitzlose, als sogenannte „Klephten“, in die unwegsamen Schluchten und Berge zurück. Fast alle der noch vorhandenen Wälder wurden abgeholzt. Das Land bekam endgültig sein  todkrankes,  nicht mehr zu heilendes Gesicht.

 

Diese Art der Unterwerfung dauerte 300, in vielen Teilen Griechenlands auch 400 Jahre.

 

Daskalojannis

 

Auf Kreta hatten sich Hunderte von Klephten in die wilden Schluchten und Täler Westkretas, in die Sfakia zurückgezogen. Von dort aus machten sie den Landfremden mit Raubzügen und Überfällen schwer zu schaffen.

 

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es zum russisch - türkischen Krieg. Die türkische Kriegsflotte wurde von den Russen vernichtet. Die Griechen witterten  Freiheitsluft. Mancherorts kam es zu Aufständen. Auf Kreta stellte sich der Lehrer Jannis Vlados, Daskalojannis genannt, an die Spitze der aufständischen Klephten und stattete sie auf eigene Kosten mit Waffen aus. Den Türken wurde das Leben auf Kreta nahezu unerträglich. Daskalojannis nahm Verbindung mit den Russen auf. Würden die Glaubensbrüder zu Hilfe kommen? Die Westeuropäer aber wünschten auf Dauer keine russischen Schiffe im Mittelmeer, schon gar nicht in den Häfen von Kreta. Sie stellten sich auf die Seite der „Ungläubigen“, der Türken. Die Russen sahen keine Möglichkeit, den Griechen  zu Hilfe zu kommen.

 

So luden die wieder ermutigten Türken den Führer des kretischen Aufstandes zu  Friedensverhandlungen in die kretische Hauptstadt ein. Daskalojannis vertraute den Türken. Er kam und fand sein Ende.

 

 

Auf einem kleinen Platz in  Herakleon steht heute sein marmornes Denkmal mit der Aufschrift:

 

              „Er kam aus der Sfakia,

              war Führer des Kampfes gegen die Türken 1770,

              wurde hier gehäutet am 17. Juni 1771.“

 

Das Denkmal zeigt den  an dieser Stelle so grausam Getöteten  in seiner Landestracht. Aus der breiten, den Leib umschließenden Schärpe ragen die Handgriffe zweier Pistolen. Um die Schultern liegt ein Umhang. Das ernste Gesicht ist gerahmt von Haar und Bart, das Haar von einer flachen Kappe bedeckt. Mit steinernen Augen, welche den Tod nicht mehr  zu fürchten brauchen, blickt der Führer des ersten kretischen Freiheitskampfes durch die ihn umgebenden Bäume und Häuser  hindurch zu den fernen weißen Bergen der Sfakia.

 

Die Höhle von Milatos

 

Ermutigt durch diejenigen Europäer, welche in den unterjochten Griechen die Nachfahren der so bewunderten Hellenen vermuteten, kam es im Jahre 1821 in ganz Griechenland zum Aufstand gegen die türkischen Besatzer. Die müde gewordenen, zum „Kranken Mann am Bosporus“ herabgekommenen Türken holten ihre ägyptischen Vasallen zu Hilfe. Diese kamen, erlagen aber naturgemäß der Versuchung, das zu erobernde Land gleichzeitig als  künftiges Eigentum zu betrachten. Sie hielten die Rebellen nicht nur nieder, sondern rotteten aus, was sie an Lebenden antrafen. Es sollten Gefügigere in Griechenland  angesiedelt werden.

 

Hoch in den kahlen, rötlich - braunen Bergen Ostkretas nahe der kleinen Ortschaft Milatos öffnet sich an einer steil abfallenden Wand der Eingang zu einer Höhle, welche in langen aber kaum mannshohen Gängen tief in den Berg hineinreicht.

 

Im  Februar des Jahres 1823 haben sich auf steilen, unwegsamen Pfaden an die 3000 Frauen und Kinder vor den blutdürstigen Eindringlingen in die Höhle geflüchtet. Nur wenige Männer waren mit ihnen, um die Wehrlosen zu schützen. Die „tapferen Muselmanen“  folgten, richteten sich auf dem gegenüberliegenden Bergeshang ein und schossen, was die Rohre hergaben. Noch sieht man die Einschußlöcher im Gestein. Die wenigen Griechen, hinter dem Höhleneingang verborgen, feuerten zurück, bis ihre Munition zur Neige ging. Die Menschen in den feuchtkalten Höhlentiefen  brachten ihre Tage und Nächte hin,   solange die mitgebrachten Vorräten reichten. Nach Wochen  waren  die Vorräte, die Kräfte und der Durchhaltewille erschöpft. Die Sieger zerrten aus den dunklen Gängen hervor, was noch am Leben war. Die Männer wurden allesamt erschossen. Frauen und Kinder, welche als Sklaven  Gewinn versprachen, wurden fortgeschafft, der Rest  in die Schlucht unter der Höhle geworfen.

 

Zur Höhle von Milatos führt heute ein befestigter Weg. Gleich hinter dem Eingang werden die aus der Schlucht geborgenen Überreste der Getöteten hinter Glas aufbewahrt, von altersbraunen Kränzen umgeben. Tief im dunkelfeuchten Höhleninneren, erhellt von verborgenen Lampen und brennenden Kerzen, steht ein kleiner Altar, wo sich außer schaulustigen Touristen immer wieder Griechen einfinden, um zu beten.

 

Kleinasien

 

Die Hellenen hatten nicht nur das griechische Festland und die ägäischen Inseln besiedelt, sondern auch die kleinasiatische Küste. Alles das, was wir bei den Hellenen so sehr bewundern, war in den Kolonialstädten Kleinasiens wie Ephesos oder Milet in überreichem Maße vorhanden.

 

Die Türken  waren schon im Laufe des 14. Jahrhunderts in Kleinasien eingefallen, also noch bevor sie Byzanz und Griechenland erreicht hatten. Die kleinasiatischen Griechen wurden  nicht nur unterdrückt, sie wurden zur Minderheit.

 

Die Sieger des Ersten Weltkrieges bereiteten schließlich dem Großreich der Türken ein Ende. Alles wurde diesen genommen bis auf Kleinasien, wo die Sieger den Griechen lediglich gestatteten,  die mehrheitlich von Griechen bewohnte Stadt Smyrna in Besitz  zu nehmen. Hier aber leisteten die gedemütigten Türken noch Widerstand. Es kam zum griechisch -  türkischen Krieg, in dessen Verlauf die euphorisch gewordenen Griechen in fester Erwartung eines Sieges  nun nicht nur Smyrna, sondern auch Istanbul, das ehemalige griechisch - christliche Byzanz beanspruchten.   Istanbul - Byzanz war das östliche Tor zum Mittelmeer, welches die Westeuropäer nicht in starker, sondern in schwacher Hand wünschten. Sie wechselten sogleich die Fronten und die Griechen verloren den mit so hohen Erwartungen geführten Krieg.

 

In der darauf folgenden Friedenskonferenz wurde von den Westeuropäern die erste „ethnische Säuberung“ dieses an Säuberungen reichen Jahrhunderts beschlossen. Die im befreiten Griechenland noch verbliebenen Türken sollten in die Türkei, die kleinasiatischen Griechen, es waren über eine Million, nach Griechenland umgesiedelt werden. Beide zu Todfeinden gewordenen Völker gingen mit Gründlichkeit ans Werk.

 

Von Generation zu Generation werden in Griechenland bis zum heutigen Tage die Berichte der so grausam aus Kleinasien vertriebenen Landsleute weitergegeben. Noch heute singen die Nachfahren der damals Verjagten ihre trostlosen Lieder.

 

L a n d k a r t e

 

Die der kleinasiatischen Küste am nächsten gelegene Insel ist Samos. An einigen Stellen kommt die Insel dem Nachbarkontinent so nahe, daß man meint, ihn schwimmend oder doch mithilfe eines Ruderbootes erreichen zu können. Von den samischen Bergen aus können die Griechen weite Teile der kleinasiatischen Küste überblicken. Irgendwo im Dunst verborgen liegen die weltberühmten Ausgrabungsstätten von Ephesos.

 

Seit kurzem gibt es auf Samos ein Museum für die Geologie und Paläontologie Griechenlands. Seltene Steine und auf Samos gefundene Skelettreste prähistorischer Tiere sind in einer überaus gepflegten Umgebung ausgestellt.

 

Im Gästebuch haben sich bereits Besucher aus verschiedenen Teilen der Welt eingetragen. Ein kulturelles Zentrum für Exponate noch weiterer Wissenschaften ist geplant.

 

An der Pforte des Museums liegen Landkarten  zum Mitnehmen aus. In hellem Gelb erscheint die kleinasiatische Küste mit den ihr vor gelagerten Inseln auf blauem Grund. Städte und Inseln tragen die Namen, welche ihnen einst die Hellenen gegeben hatten, und jene sind mehrheitlich mit kleinen weißen Schildern versehen. Namen und Lebensdaten all derer, welche hier einst lebten und als Künstler oder als Wissenschaftler die Kultur des Abendlandes begründeten, sind eingetragen.

 

 

Die in Griechenland und unter seinen Touristen schon zu einiger Verbreitung gelangte Landkarte trägt folgenden Titel:

 

„DIE VÄTER ALLER KÜNSTE UND WISSENSCHAFTEN SIND GRIECHEN“

 

 

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