Griechische Sommerbilder

 

L i c h t

 

 

Der Sommerhimmel über Griechenland, über dem griechischen Meer ist eintönig, eintönig im Ursinn des Wortes: Über dem kargen Land, über den dunkelglänzenden Wasserflächen, über den ungezählten Inseln spannt sich das Himmelsgewölbe in einem einzigen, nirgendwo nachlassenden Farbton. Es ist das von uns Nebelgeborenen so bewunderte Himmelsblau.

 

Durch dieses Blau nun zieht Helios, der Weißstrahlende, in seinem von  Funken sprühenden Rossen gezogenen Wagen die immer gleiche Bahn. Vom aufblitzenden Morgen bis zum  nachglühenden Abend steigt und sinkt der Gott in gewaltigem Bogen  über Land und Meer, ohne je verdrängt zu werden vom düsteren Spiel der Wolken, ohne sich je seinen Weg erkämpfen zu müssen durch wild quellende Nebelschwaden. Von nichts gemildert, von nichts gedämpft sendet der Glühende Belebendes und Versengendes auf die Irdischen hinab, Tag für Tag, Jahr für Jahr,  für alle der Erde zugewiesene Zeit.

 

 

 

 

Wenn man  auf einen der griechischen Inselberge steigt,  um noch ein wenig weiter über die  Wölbung des Meeres hinwegzuschauen, dann verbindet sich in der Ferne das Blau des Himmels mit dem Schimmer des Wassers zu einem  hellen Schleier, welcher Lüfte, das Meer und all die fernen Inselketten gleichermaßen umschließt, welcher die Konturen verwischt zwischen den Elementen.

 

An jedem Morgen  und an jedem Abend breitet sich  dieser Schleier so weit übers Meer,  daß man ihn auch von den Stränden aus sehen kann. Am Morgen, wenn der noch kühl schimmernde  Gott aus den Wassern steigt, erfüllt er das dunstige Schweben mit seinem silbrigen Licht. Am Abend, wenn der Feurige aufglühend hinabtaucht in die Tiefe, hinterläßt er noch lange über den  Wassern rötlich zarte, nur widerwillig in der  Dämmerung verrinnende Streifen.

 

 

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